Die Hofpause beginnt und schon gibt es den ersten Streit um die Schaukel, die Nutzung des Fußballfeldes oder welches Spiel heute gemeinsam gespielt werden soll. Meinungsverschiedenheiten und kleinere Auseinandersetzungen lassen sich in einer Schule nicht verhindern. Schwierig wird es, wenn die Konfliktsituationen mit gewaltvollen Worten oder Taten gelöst werden. Diese Art der Konfliktlösung schürt oft noch mehr Wut und Unzufriedenheit, so dass die Konflikte selten vor der Klassenraumtür gelassen werden können.
Um diesen Problemen entgegenzuwirken und den sozialen Zusammenhalt der Schülerinnen und Schüler zu stärken, wurde die Schulsozialarbeiterin Karolin Kügler auf das Konfliktlösungs-programm „Kinder lösen Konflikte selbst“ aufmerksam. Und da Konflikte nicht nur zur Schulzeit, sondern eben auch zur Hortzeit gehören, begaben sich die Teams von Schule, Hort und die Schul-sozialarbeit im Schuljahr 2021/22 auf einen gemeinsamen Weg, um dieses Programm an der Grundschule Markkleeberg-Mitte und im Hort Wirbelwind zu implementieren.
Das Projekt, welches von der Schulmediation Leipzig begleitet und mit Hilfe der Unfallkasse Sachsen und des Fördervereins der Schule realisiert wurde, setzt sich aus drei Bausteinen zusammen. Der erste Baustein ist die „Erst-Hilfe im Streit“, bei welcher ein neutraler, unvoreingenommener Schlichter die Streitbeteiligten durch fünf standardisierte Handlungsschritte und sprachlichen Impul-sen bei der konstruktiven Konfliktlösung unterstützt. Das präven-tive Kindertraining „Anders streiten“ stellt den zweiten Baustein dar. Hierbei lernen alle Kinder das notwendige „Handwerkszeug“ für eine gelingende Kommunikation und friedliche Konfliktbewältigung kennen. In halbjährlichen Klassentrainings sollen die Kinder diese mit Streitgeschichten und Rollenspielen üben und festigen. Die Arbeit mit dem Hosentaschenbuch und die optionale Ausbil-dung von Streithelferinnen und Streithelfern können den Baustein der selbstständigen Konfliktlösung komplettieren. Das Projekt „Kinder lösen Konflikte selbst“, welches auf der Grundlage des Bensberger Mediations-Modells beruht, fördert nicht nur die Konfliktlösefähigkeiten der Kinder, sondern stärkt auch ihre persönlichkeitsbildenden und sozialen Kompetenzen. Das Programm schult sie im Umgang mit eigenen und fremden Gefühlen und sorgt dadurch für die Entwicklung von Empathie. Das Zusammenspiel der Projektbestandteile und die standar-disierte Handlungsstruktur gibt den Kindern Orientierung und Sicherheit im Prozess der Konfliktlösung. Ein wertschätzendes und respektvolles Miteinander sorgt dafür, dass sich jedes Kind gehört und ernstgenommen fühlt. Schule und Hort werden so zum Lebens- und Lernraum für Kinder, in dem sich alle wohl und sicher fühlen.
Nach einer dreijährigen Projektlaufzeit endete das Projekt am 18. Dezember 2024 erfolgreich mit der Zertifizierung. Hierbei wurden die Multiplikatorinnen aus Schule, Hort und Schulsozialarbeit, durch Trainerin Stefanie Thienel mit Urkunden ausgezeichnet. Plaketten, welche durch die Schulleitung Frau Marschner und die Hortleitung Frau Koge stellvertretend für beide Teams entgegengenommen wur-den, werden zukünftig die beiden Einrichtungen schmücken.
Wichtiger als die Plaketten ist jedoch, dass das Projekt gelebt wird und Kinder lernen „Anders (zu) streiten“. Die Kinder und päda-gogischen Fachkräfte freuen sich auf die gemeinsame Umsetzung, um miteinander zu wachsen und voneinander zu lernen.
Karolin Kügler / Schulsozialarbeiterin an der Grundschule Mark-kleeberg-Mitte